
 
									
 
				 
				
			An einem arbeitsfreien Tag begab sie sich wieder einmal auf den Platz, wo die Demos stattgefunden hatten. Es war ein sonniger, heißer Tag. Sie hatte einen Massagetermin. Der Platz lag auf dem Weg zur Praxis. Sie war früh dran und hatte noch eine Stunde Zeit. Einen Augenblick lang fühlte sie sich frei und überließ ihrem Körper die Führung, und der wollte einfach nur stehen bleiben und Wurzeln bilden.
Sie folgte dem Impuls und blieb stehen, losgelöst von Gedanken oder Plänen für die nächsten Schritte, Sekunden, Minuten.
Sie stand also angewurzelt da, atmete tief und schaute geradeaus. Es war ihr egal, was vor ihr lag.
Sie stand und schaute einfach.
Nach einer Weile kamen ihre Gedanken zurück und bildeten eine Wolke, die ihr sagte, dass sie die restliche Zeit bis zur Massage in ihrem Stammcafé totschlagen könnte. Ihr Körper war damit einver-standen, und setzte sich in Bewegung. Sie schlug die
Richtung des Cafés ein. Es war ein wunderbarer Mo-ment.
Da kam ihr ihre Chefin entgegen, zusammen mit ihrem Hund. Dieses Land ist klein. Und der Verlag, bei dem sie arbeitet, ist ganz in der Nähe des Platzes.
Sie plauderten nur kurz. Sie war noch in der Pro-bezeit und wollte – genau wie der Hund – weiter-gehen, um zu verbergen, was für eine Verrückte sie ist. Der Hund wollte weiter, weil der Steinboden sich von der Sonnenstrahlung aufgeheizt hatte. Das war zu heiß für seine Pfoten. Und sie hatte ziemlich klobige schwarze Schuhe an, die ihr peinlich waren.
Je länger sie sich unterhielten, umso heißer wurden auch ihre Füße.
Dann wurde sie erlöst, sie verabschiedeten sich.
Sie ging weiter und setzte sich in ihr Lieblings-café. Das wars. Sie war dort versackt. Es muss ein Wurmloch gewesen sein, in das sie hineingetappt ist.
Eine dunkle Sache. Jegliche Erinnerung an diese Zeitspanne im Café ist ausgelöscht. Womöglich hatte sie den üblichen Roiboos-Tee getrunken und Tagebuch geschrieben.
Dann machte sie einen kurzen Fußmarsch durch die Stadt – mit ihren fetten schwarzen Schuhen.
Während des Fußmarschs hoffte und betete sie, dass ihre Erscheinung mit den Schuhen möglichst schnell aus der Erinnerung ihrer Chefin verschwand. Es war ihr peinlich.
Kurz, aber heftig litt sie unter dieser Blamage. Es dauerte ungefähr so lange wie eine Panikattacke.
Und ihr fiel ein, dass sie ja eine Depression hatte, und das eigentlich schon lange. Irgendwie hat sie einen achten Sinn dafür bekommen, um Leiden wahrzunehmen. Das ist beinahe so schlimm wie ständig von der Farbe Keith-Haring-Blau verfolgt zu werden. Oder von Keith-Haring-Kunst. Eine Art von Folter also.
Sie hatte gelernt, dass Leiden exakt der Zeitspanne von einem Hochgefühl der Freude und Er-leuchtung bis zum nächsten entspricht. Zwischen einem Hoch und einem anderen kann manchmal viel Zeit liegen. Diese Zeit nennt sie Leiden. Sie kann sich sehr in die Länge ziehen und der vorwiegende Zustand eines Menschenwesens sein. Eines Menschenwesens, das noch viel zu lernen hat. Es wird gelitten bis zum nächsten Hochgefühl oder Orgasmus oder dem nächsten, aus dem Herzen kommenden Augenblick wie beispielsweise Lachen, Verwun-derung, auch Ablenkung wie Arbeit, Sport oder Massenhypnose kann das Leiden ablösen.
Alles zusammen ergibt diese Linie, die man gerne hätte. Die man sich im Kopf zurechtlegt. Aber von Geradlinigkeit fehlt jede Spur. Und wenn man das Ganze streckt, hat man nur im Nachhinein, wenn man es sich schönredet, eine Linie. Jeder Versuch, das Leben zu entziffern, ist Ketzerei. Besonders im Westen wird dies praktiziert. Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind solche Ketzer, die mit Lupen auf Ameisen glotzen und sie dabei verbrennen, anstatt sich vor ein Atomkraftwerk oder eine Tierfabrik zu stellen, um zu protestieren.
Der Grund für das Leiden ist die Absenz des Lebens. Ein Denkfehler, der gewollt ist. Der aber korrigiert werden kann.
Sie trampelte weiter vor sich hin mit ihren peinlichen Schuhen, immer noch auf dem Weg zur Massage, und kam an einem Brunnen vorbei, der in ihr beschissene Erinnerungen weckte. Wütende Tourette-Anfall-Wolken regneten in ihrem Spatzenhirn.
Der Wikinger hatte früher in dieser Gegend gewohnt. In Gedanken schrie sie ihn an. Er kam noch gut weg. Andere Männer hatte sie in Gedanken ge-pfählt und geköpft, wie man es mit einem Vampir machen muss. Die beste Methode, einen Plagegeist
loszuwerden, ist aber die folgende: Man stellt ihn in Gedanken in einen Lichtspot. Dann belichtet man diesen so stark, bis er sich in grellstem Licht auflöst und man nur noch seine Umrisse erkennen kann.
Dann schaltet man den Lichtschalter aus. Weg ist er, wird aufgesaugt von der Dunkelheit. Er war nie da.
Ein Hirngespinst, das neutralisiert wurde.
Endlich stand sie vor der Praxis. Links von der Eingangstür befand sich eine Front aus viel zu vielen Klingeln. Der Name der Praxis stand nur auf dem Briefkasten, eine Klingel dazu fehlte. Die Tür war ab-geschlossen.
Sie beschloss, einfach stehen zu bleiben und zu schauen, was passiert.
Eine Frau kam, öffnete die Tür und ging einfach hinein. Wie hatte sie das geschafft? Sie hatte weder geklingelt noch einen Schlüssel benutzt. Es musste also möglich sein, diese Tür zu öffnen. Sie vertraute auf ihre Ninja-Kräfte – und schaffte es. Die Tür war nämlich die ganze Zeit offen. Sie hätte nur kräftiger drücken müssen.
Im Flur war eine Bank. Sie setzte sich und war-tete, ließ ihren Blick über das Papierzeugs schweifen, das die Wartezeit versüßen sollte: Zeitschriften, Flugblätter, Werbung. Da sah sie eine Klientin aus dem Behandlungszimmer herauskommen. Sie hatte die Frau auf die sie von diversen Spinner-Treffen, sogenannten Satsangs, kannte. Eine dicke, Blonde mit Brille. Ein depressiver, hoffnungsloser Fall. Diese Frau ist völlig stehen geblieben, dachte sie, als sie sie wiedererkannte.
Dieser Augenblick, diese Begegnung war die totale Niederlage eines Menschen oder sogar beider Menschen, die Beobachterin mit eingerechnet. Diese Praxis ist der Ort, an dem man seine Versager-Seite intellektuell und spirituell umformulieren und weg-
massieren lassen kann. Und zwar so lange, bis man sich selbst wieder knapp ertragen kann.
Die Massage war erholsam. Sie hatte zarte Hände.
Wie die Zahnärztin, die neulich in ihrem toten Zahn gebohrt hatte. Zarte Hände. Es tat ihr gut. Ihr Körper war so tot wie der kaputte Zahn damals. Ihr Bedürf-nis, zu reden und berührt zu werden, war so groß, dass sie beinahe geplatzt wäre. Sie weinte beim Gespräch vor der Behandlung, erzählte von Glück, von Angst, der Sorge um ihre Freiheit, die auf Sand gebaut war. Dann Hände. Zarte Hände.
Auf dem Rückweg kämpfte sie mit den Tränen.
Eine einzige Massage ist zu wenig. Aber sie möchte ihr Geld sparen, um auszuwandern. Sie hat die Wahl: Entweder sie lässt sich jahrelang den Rücken massieren, um es hier auszuhalten. Das würde heißen, dass sie hier bleiben würde, in Europa, ohne sparen zu können. Diese Depressionsgesellschaft kotzte sie an. Oder sie musste hier weg. Weg vom unterge-henden Sklavenhändler-Kontinent Europa. Für sie war klar, dass sie die nächste Massage sein lassen und das Geld zur Seite legen würde für ihre Flucht aus diesem Land. Das sollte subventioniert werden, man müsste Geld bekommen, wenn man hier verschwindet.
«… es ist die Gegenwart, die dich tötet, die wiederkommt, um an dir zu nagen, dich zu zer-mürben und letztlich zu töten», schreibt ihr Franzose in seinem letzten Buch.
Sie liegt auf ihrem Futonbett und liest sein Buch.
Als sie den Satz über die Gegenwart liest, macht sie eine Pause. Sie fühlt sich wie in einer Trance. Dann reißt sie sich in die Wirklichkeit zurück, versetzt sich in den Raum hinein, in dem sie sich befindet. Spürt die Unterlage und ihren Körper darauf. Das, meint
sie, sei die Gegenwart. Und die ist wirklich jede Flucht wert. Das Zimmer und die Aussichten, die sie sich verwehrt, aber gerne hätte, treiben sie aus sich heraus. Sie entflieht der negativen Depression. Gibt es eine positive Depression?
Sein Buch beschreibt die Gedanken eines Menschen, der Gegenwartsbewältigung betreibt. Der Franzose verdient sein Geld damit, depressiv durch die Linse oder das Fernrohr zu schauen. Ein böser, abendländischer Blick ist das. Mit dieser fiesen Ameisenlupe.
Das ist alles, wozu Literatur heute fähig ist. Das liegt an der Menschheit selbst. Sie befindet sich auf einem hohen technischen Stand, der nur schwer gehalten werden kann, und gleichzeitig steckt sie in einer Bärenfalle, in einer Fallgrube. Die Hexen, die verbrannt worden waren, tanzen immer noch in dieser Grube. Es ist sehr dunkel hier.
————
Blindes Schreiben
Etwas zu schreiben ohne Sinn und Verstand, ist glaube ich sehr mutig. Ich versuche es gerade. Die Geschichte fehlt mir. Die Geschichte müsste längst da sein, aber sie flattert mir davon, während mein Darm rumpelt. Es war der dritte Tag im Büro.
Endlich habe ich ein paar meiner Kollegen kennen gelernt. Sie sind alle nett.
Es gab eine lustige Begegnung mit einem Mann, der mich bei einem anderen Job einmal feuern musste.
Er ist ein süßer Typ und ich kann mich sehr gut an seinen hübschen Arsch erinnern, der sich mir entgegenstreckte, als er sich vor mir im Stehen zum
Bildschirm herunterbeugte. Ein sehr hübscher Arsch, den man anfassen und sehen möchte.
Dieser heiße Typ hatte wohl mittlerweile auch den Job gewechselt. Ich sah ihn in einem Büro, an dem ich immer vorbeimuss auf dem Weg in meine Büro-Kajüte. Heute sah ich ihn zum zweiten Mal, und diesmal grüßten wir einander und plauderten. Ich habe mich gefreut, ihn zu sehen. Er hatte mir damals kündigen müssen. Wir kannten uns kaum. Es war ein angenehmes Kündigungsgespräch.
Beim Blindschreiben fühle ich mich wie ein Müll-sack, der sich entleert. Ich fühle mich so, als ob ich Scheiße aufs Papier kippe, das eines Tages jemand lesen könnte. Und was, wenn ich morgen sterbe?
Dann bliebe das von mir übrig. Ein Haufen Scheiße.
Manchmal kommt nur Scheiße. Selbst wenn man den schönsten Füller der Welt in der Hand und den geil-sten Dermatologen mit Panamahut zum Mann hätte, käme auch nur Scheiße raus beim Blindschreiben.
Eine griechische Tragödie, in der er mir mit einem scharfen Skalpell eine Warze entfernt.
Meine dickste Warze sind Männer, diese Scheiß-kreaturen, denen spätestens jetzt vergeben werden muss. Sonst hört die Erde auf, sich zu drehen. Sata-nisten werden überschwemmt, sie werden klatsch-nass vom Regen aus der Cloud. Alle ihre Vergehen sollen auf sie niederregnen. Sie sollen anfangen zu weinen, ihre züngelnden Flammen sollen ausgehen.
Die guten Männer erkenne ich langsam. Vielleicht erkenne ich sie besser, weil ich mir vergeben habe?
Es gibt gute Männer und es gibt gute Geschichten.
Die schönste, aber gleichzeitig tragischste Liebes-geschichte in der ansonsten nur von traurigen Nachrichten gepflasterten Seuchenzeit ist die des Grün-ders der Whistleblower-Plattform WikiLeaks, Julian Assange, und seiner Verlobten. Wie war ihr Name?
Sie war seine Rechtsanwältin oder so etwas Ähnliches und besuchte ihn häufig in seinem Gefängnis in der ecuadorianischen Botschaft in London.
Und da funkte es zwischen den beiden. Sie fickten ordentlich in einer Besenkammer, in der als Einziges keine Überwachungskamera war. So wurde sie zwei-mal von ihm schwanger. Beides Jungen.
Als ich zum ersten Mal von der Geschichte erfuhr, vergaß ich vor lauter Rührung einen Topf mit Popcorn auf dem Herd, und das Zeug brannte an. Der Gestank von verbranntem Popcorn ist für mich einer der schlimmsten Gerüche in einer Küche.
Mittlerweile ist Julian Assange freigelassen worden aus seiner letzten «Unterkunft», einem Hoch-sicherheitsgefängnis in London Belmarsh. Die Bilder von ihm und seinen Kindern gingen um die Welt.
Seine Frau stand brav wie eine Lady Diana neben ihm und strahlte, während ihre beiden süßen Jungen fröhlich auf ihrem Vater herumhüpften.
Jetzt fällt mir ihr Name wieder ein. Stella heißt sie.
Die Seuche bäumt sich immer wieder auf seit ihrem Ausbruch im Jahr X. Es ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her. Das Interesse an den Ursachen und der Herkunft des Virus war am Anfang groß.
Aber der digitale Faschismus ließ alle Informationen versickern und überschwemmte die Medien mit vielen und vor allem falschen Nachrichten, die eins zum Ziel hatten: dass man tat, was sie von einem verlangten.
Jetzt ist sowieso alles anders, weil es nur noch um das Überleben geht. Die Seuche ist zur Nebensache geworden.
Der Zusammenbruch der großen Cloud hat die Menschen gespalten in Cloudianer verschiedener neuer Richtungen. Die meisten von ihnen bilden In-
seln mit neuen Clouds mit weniger Anhängern. Die Mini-Clouds halten sich mit verschiedenen grau-samen Strategien über Wasser. Sie überwachen einander und bekommen Punkte dafür. Alles, was man zum Leben braucht, stellen Roboter her. Was einem fehlt, wird mit einer künstlichen Prothese ersetzt.
Nasen wachsen in Reagenzgläsern. Wenn eine echte Nase abfällt, kann man sich eine neue drauflasern lassen. Den größten Erfolg haben die Nasenfabriken, weil die meisten Menschen mit ihrer Nase unzu-frieden sind und sich operieren lassen, bis sie eine klitzekleine Nase haben. Irgendwann fällt diese Nase ab. Der Körper stößt sie vollständig ab, weil die Narben schwer verheilen. Bald wird all das überflüssig.
Man kann nämlich neuerdings bestimmen, wie der Nachwuchs aussehen soll. Perfekte Nasen, perfekte Schwänze, ein Paradies auf Erden. Das Wichshirn hat das Hirn besiegt und füllt den Kopf vollständig aus. Eigentlich ist es eine Art Tumor, der leer ist und sich mit allem füllen lässt, womit der Club der Toten Wichser die Medien immer noch nach dem alten Schema abfüttert.
Neben den Cloudianern gibt es viele andere, die sich zu verschiedenen Communitys zusammengetan haben. Die meisten von ihnen leben nomadisch und ziehen umher, weil Sesshaftigkeit zu gefährlich ist.
Wer sich sesshaft machen möchte, wird früher oder später verjagt, weil alle Grundstücke den reichsten Cloudianern des Clubs der toten Wichser gehören.
Der ganze Planet wird von ihnen «besessen», aber die Böden liegen Brach. Majestätische wilde Wälder wechseln sich ab mit Halbwüste und Steppe.
Die Clubmitglieder sind eine ganz ausgefuchste Truppe, die auch mit dem Bruch der Cloud gerechnet hatte. Obwohl sie die analoge Struktur offiziell vollkommen zerstört haben, sind sie im Besitz von Dokumenten aus Papier, die belegen, dass alles Land
ihnen gehört. Ansonsten hätten sie alles verloren beim ersten Hack der Cloud.
Cloudianer leben nur in ihren Cloud-Gebieten und verlassen sie sehr selten. Alles andere ist unbe-wohnt. Sobald aber das Überwachungssystem re-gistriert, dass sich mehrere Menschen außerhalb der Cloud-Gebiete zusammengerottet haben, werden sie angegriffen von Robotern.
Manche Communitys haben eine Methode gefunden, um sich für diese Waffensysteme unsichtbar zu machen. Doch sie behalten ihr Wissen für sich. Es ist sehr schwer, in einer solchen Gruppe aufgenommen zu werden. Man muss völlig integer und verlässlich sein. Es geht das Gerücht um, dass diese Communitys einen Krieg führen gegen die Cloudianer und dass mehrere Cloud-Landlords aufgespürt und ermordet worden sind. Doch das wird immer ein Gerücht bleiben für diejenigen, die mit Cloud-Nachrichten abgespeist werden. Die wenigsten wissen überhaupt davon.
Neben den Nomaden gibt es noch die Halbnomaden. Sie wandern von einer Cloud-Insel zur nächsten. Sie mögen zwar den Lifestyle der Cloud-Inseln, möchten aber ihre menschliche DNA beibehalten. Sobald das Cloud-System etwas an-ordnet wie eine körperliche Modifikation, ziehen sie weiter.
Sowohl die Nomaden als auch die Halbnomaden sind das, was man im Mittelalter vogelfrei nannte, was bedeutet, dass sie zum Abschuss freigegeben sind. Es ist völlig legitim, diese Menschen mit Robotern abzuschießen.
Ich greife nach dem Leben, das noch übrig ist. Die Natur spielt völlig verrückt, weil ihre DNA vom Menschen manipuliert worden ist. Merkwürdige Erscheinungen wie regenbogenfarbige Fische tauchen
am Himmel auf, Pflanzen und Tiere, fangen an zu sprechen. Sogar Jesus hing einmal als Hologramm am Himmel.
Ein Kontakt mit einer Hummel ist alles, was bei mir in letzter Zeit rumkam. Ich streichelte sie und sah ihr lange Zeit zu. Gäbe es noch die Cloud, könnte ich darin herumstöbern und nach Sex suchen.
Etwas ist endgültig zerstört worden und eine Leere tut sich auf, die einem die Augen öffnen kann.
Jeder hat ein Trauma. Wenn ein neues dazukommt, landet man beim alten Trauma und repariert die Stellen, die weh taten, damit das neue Trauma an einem vorbeizieht, anstatt sich einzunisten.
Ich habe abgetrieben. Ich habe es getrieben. Ich habe getrunken und geklaut. Ich habe Menschen wehgetan. Geblendet zu sein und im Nebel seiner eigenen Cloud zu stecken, ist das Schlimmste, was es gibt. Es gilt, den Nebel zu vertreiben.
Seit dem Wolkenbruch erkenne ich, wie viel Trauma da ist, und stopfe Essen in mich hinein.
Gutes Essen. Aber die Leere bleibt. Das Neue ver-sucht aus mir herauszuwachsen, bleibt aber im Schlamm stecken wie ein Autoreifen.
Ich war eine von den Gesetzlosen, die der Cloud nur einige wenige Tropfen Blut gespendet hatten, um sich freizukaufen. Es war ein schlechter und ein erzwungener Tausch. Das Trauma wurde verdeckt und beinahe vergessen. Ich wurde zu einer Art Roboter, der an die Cloud angeschlossen war.
Ich wurde gezwungen. Für ein Minimum an Freiheit gab ich ein Minimum an Daten an die Cloud weiter. Mit der Zeit fühlte es sich beinahe sexy an, in der Cloud Mitglied zu sein, und beinahe wäre ich der Versuchung erlegen, die Cloud weiterzufüttern mit Daten.
Bill Greedy sitzt seit fünfzehn Jahren im Knast. Er ist sowohl für die Cloud als auch für die Seuche verantwortlich. Natürlich kann man sagen, er hatte seine Leute, die ihm halfen. Aber Bill Greedys kranker Kopf hat die Blase aus den Hirnen der Wichser-Clubs erst ermöglicht. Die Blase stellte alles auf den Kopf.
Ja. Man hat rückwärts gefressen und geschissen.