

Bild: Italien im 12. Jh., aus wikipedia commons, gemeinfrei
Der Berner Historiker und Chronologiekritiker Christoph Pfister (dillum.ch) - neben vielen anderen wie Anatoli Fomenko etc. - spricht von einer „Matrix der alten Geschichte“, also einer gross angelegten rückwirkenden Geschichtsfälschung, die zw. dem 16. und 18. Jh. stattgefunden hätte, und Daten und Ereignisse völlig willkürlich und meist viel zu früh oder zu alt angesetzt hätte. Demnach hätten europaweit Obrigkeiten ihre regionale Geschichte gewissen „Blaupausen“ angepasst, die sich inhaltlich weitgehend decken: Julius Cäsars Geschichte, der Persienzug Alexanders des Grossen, die Geschichten von Troja, Neapel, und auch biblische Geschichten etc. Das würde man teils an verblüffenden Übereinstimmungen von Namen, Orten, Jahrescodes etc. erkennen. Er legt darin dar, dass die ganze Schweizer Gründungs- und Befreiungsgeschichte, vom Bundesbrief und Rütlischwur bis weit in die Reformation hinein Zeit ein „Abklatsch der Berner Geschichte“
sei3.
Was Pfister zum Thema Chronologiekritik und die wahren (aber verlorenen) Ursprünge Berns schreibt, ist gar nicht so abwegig und hat etwas für sich. Wenn wir beispielsweise seine Theorie eines landschaftlich nachempfundenen Alexanderzugs bei Bern (alias Alexanders Persienzug) als Steilvorlage nehmen, dann fänden wir Ähnliches auch um den Bielersee.
3 Christoph Pfister in „Die Ursprünge Berns“, vierte und veränderte Auflage 2020, dort S. 58
Bild: Alexander der Grosse in der Schlacht bei Issos, 333 v. Chr., Ausschnitt eines röm. Mosaiks,
wohl aufgrund einer Vorlage aus dem 4. Jh. v. Chr., aus wikipedia free commons
Dafür schauen wir zunächst in den Südosten des Bielersees (unseres gedachten Mittelmeers): in Walperswil finden wir einen Ortsnamen, der sonderbar und teils umstritten ist. Abgesehen von der Möglichkeit einer alemannischen Wortschöpfung (Personenname + Wil) könnten wir hier aber auch die Perser vorfinden, und zwar iVm Alexander dem Grossen und seinen Perserkriegen: Alexander zog beim Eingang nach Persien zunächst durch Gordion, wo er den berühmten gordischen Knoten mit dem Schwert durchtrennte (anstatt ihn zu entwirren), und so Persien offiziell den Krieg erklärte.
Unweit von Walperswil liegt schon mal Gurzelen (=Gordion?). „Wal“ ist ein altdeutsches Wort für „Kampfstätte“, und „Pers“ könnte auch für PERSIEN stehen. Walperswil könnte also „Ort der Perserschlacht“ heissen. Die Kirche Walperswil steht auf den Grundsteinen eines römischen Kastells, das eine wichtige regionale Strasse sicherte. War also in alter Zeit gar nicht so unbedeutend... 1228: „Walperssuivile“. Auch dieses „Persien“ könnte sich neben Sizilien und Ungarn geografisch gut in unserer kleinen Miniaturwelt sehen lassen.
Bild: Erklärung von „Wal“ oder „Walstatt“, aus Wiktionary, public domain
Gemäss C. Pfister ist in den nahe gelegenen Weilern Aspi und Spins (bei Aarberg) die Ortschaft Aspendus codiert, durch die Alexander der Grosse in seinen Perserkriegen
ebenfalls zog4.
Zuletzt seien noch kurz ein paar weitere Seeländer Orte um den Mont Vully genannt, die dazu passende Länder oder Regionen einer mittelalterlichen Miniaturwelt markieren könnten:
Bild: lizenzfrei aus openstreetmap.ch, Markierungen vom Autor
Einige kuriose Orte und Namen aus der Umgebung des Mont Vully:
– Der Mont Vully hiess früher auf deutsch auch „Wistenlacherberg“ bzw.
„Wistenlach“. Wistenlach könnte ganz profan auch für „Wüste“ stehen.
Das könnte insofern Sinn machen, weil wir auf dem Mont Vully die Reste des sog.
„Tour des Sarrazins“ finden, eines mittelalterlichen Turms, auf deutsch
„Sarazenenturm“. Sarazenen war der geläufige europäische Begriff für die
Muslime in Spanien und Nordafrika. Zudem stand auf dem Mont Vully der Sage
nach früher noch ein zweiter Turm, der mit dem ersten, eben dem Sarazenenturm,
angeblich mit einer sehr langen Hängebrücke verbunden war! Die zwei Türme
(man denkt gleich an „Herr der Ringe“) könnten auch die 2 Säulen des
Herakles symbolisiert haben, welche seit jeher die Meerenge von
GIBRALTAR gemeint haben. Das würde zu Nordafrika, der Wüste und den
Sarazenen sehr gut passen. Auf der anderen Seite des Murtensees liegt dann das
namengebende Städtchen Murten (frühmittelalterlich „Muratum“), zudem auf
4 Christoph Pfister: „Die Ursprünge Berns“, S.91
dem Vully selbst das Dörfchen Mur. Beide Namen könnten auch für „schwarz“,
also für Afrika stehen. Die Muslime in Spanien und Westafrika hiessen das
Mittelalter hindurch bei den Europäern ja auch die „Mauren“, von „moro“, was die
„Schwarzen“ hiess.
Diese Sarazenen, die Wüste und das angedeutete Nordafrika würden
ebenfalls geografisch glaubhaft neben den anderen „Ländern“ unserer
kleinen Weltkarte bestehen!
Bilder oben: bewachsene Sanndünen bei Gampelen, Bilder vom Autor 2022
– Die im Wistenlach (Vully) angedeutete Wüste finden wir ein paar Kilometer vor
dem Vully sogar ganz konkret, nämlich bei den diversen echten Sanddünen vor
dem Dörfchen Gampelen! Dieses liegt gleich neben dem besagten Jolimont. Die
dortigen Sanddünen sind die einzigen der Schweiz, und zeugen von dem
Molasseboden (Sandstein), aus denen auch der Mont Vully und der Jolimont
bestehen. Auch die Vegetation der heute mit Wald und Büschen bewachsenen
Dünen ist entsprechend ungewöhnlich und für die Region einzigartig: sandliebende
Gewächse, Gräser und Blumen... diese Sanddünen waren auch schon früher als
solche bekannt (weisen gar mesolithische Siedlungsspuren auf) und nicht immer
so bewachsen wie heute, lagen vielmehr zeitweise frei. Also haben wir sogar
eine echte „Sandwüste“ vor dem Jolimont!
– Links, also im Westen des Mont Vully, liegt da die Ortschaft „Constantine“. Das
könnte die Stadt KONSTANTINOPEL anzeigen, und damit das damalige
Oströmische Reich bzw. Byzanz, das den weströmischen Nachbarn um
Jahrhunderte überlebte, genauer bis 1453, und sehr reich, mächtig und in aller
Munde war.
– Am Südufer des Murtensees wiederum liegt das Dörfchen Faoug (dt. „Pfauen“),
wo im 19. Jh. im „Gefecht von Faoug“ die Landschaft gegen die sog. „Helvetische
Republik“ kämpfte. Der Pfau wiederum ist ein christliches Symbol für u.a.
das damals sagenhafte INDIEN!
– Dann fiel mir noch Lugnorre auf, ebenfalls ein Dörfchen auf dem Mont Vully:
dieses hiess in einer Urkunde von 1078 „Leuconatres“. Ein sehr
ungewöhnlicher Name! Geht man diesem etwas nach, kommt man darauf,
dass „Leukon“ ein Heros der altgriechischen Mythologie war, es also
mithin für GRIECHENLAND stehen könnte. Aber Leukon war auch der Name
eines frühgeschichtlichen Königs der Krim bzw., Ländereien rund um das
Schwarze Meer: „ein kluger, listenreicher Herrscher“, wie alte Quellen sagen.
Weil dieser aber vor Christi Geburt dort herrschte, kommt er hier wohl kaum
infrage. Möglich ist es trotzdem. Also könnte Lugnorre alias „Leuconatres“ neben
Griechenland auch die Krim oder das Schwarze Meer symbolisieren.
– Das Dörfchen Jeuss hinter dem Murtensee könnte ein Anagramm für Jesus, also
ein weiteres ISRAEL sein.
– Zuletzt wäre noch die Ortschaft Golaten im Freiburgischen zu nennen, unweit
des bisher genannten „Ensembles“ deren Name doch sehr an den biblischen
Goliath erinnert! Dieser war ja bekanntlich PHILISTER. Die Philister wiederum
sind direkte Nachbarn der historischen PHÖNIZIER, welche wir ja bereits in
Vinelz bzw. der dortigen Burg Fenis vorfinden. Ein weiteres codiertes „Phönizen“
machte zwar wenig Sinn, es könnte aber bereits zur Herrschaft einer anderen,
benachbarten Dynastie gehört haben, welche ebenfalls einen „Weltspiegel“ in ihren
Landen haben wollte :-)
Bild: lizenzfrei aus openstreetmap.ch, Markierung und Beschriftung vom Autor
Es ist also auch möglich, dass eventuell codierte Länder und Regionen um den Mont Vully zum Machtbereich eines anderen Herrschers gehört haben. Sie würden aber auch durchaus unsere „mappa mundi“ um den Jolimont und Bielersee erweitern und plausibel ergänzen.
Einige der hier gezeigten Orte und Fluren, die Teile einer historischen „Miniaturwelt“ markieren könnten, sind sicher spekulativ und wenig eindeutig; andere aber sind dermassen auffällig und verblüffend, dass es einem fast schon die Sprache verschlägt...
Und nach dieser kleinen Tour de force raucht auch mir der Kopf :-) Sicher gäbe es noch andere Ortsnamen, eventuell alte Familien- und auch Flurnamen, die man in dieser Hinsicht abklopfen könnte. Diese Spurensuche ist also nur ein Anfang. Und sehr gerne können sich andere auf eine Suche oder Entdeckungsreisen begeben, die meine Spurensuche erweitern und ergänzen. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht, und über weitere Meldungen oder Entdeckungen, die interessierte Leser oder Zuschauer in unserem kleinen „Spiegel der Welt“ machen, würde ich mich immer sehr freuen!
Bild oben: „Der Bücherwurm“, von Carl Spitzweg um 1850, gemeinfrei aus wikipedia commons
Soweit vielen Dank, und bis hoffentlich bald in diesem Theater, Euer d-outremer alias
Michael: tschü-üüüüss
Artikel von Michael Gauger, August 2022, alle Rechte vorbehalten;
Zitate oder Wiederverwendung mit Nennung der Quelle erwünscht, aber nicht zu
kommerziellen Zwecken. Dem Artikel wird voraussichtlich noch ein gleichnamiges Video
folgen, auf Youtube und/oder bitchute: im Kanal „d-outremer“
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